Am Rande des Abgrunds
Matthias Beitl ist Österreichs sportlichster Museumsdirektor. Wird es ihm gelingen, das Volkskundemuseum Wien (VMW) zu retten?

Foto: Matthias Dusini
Wenn Matthias Beitl, Jg. 1967, mit seinem Gleitschirm auf den Abgrund zuläuft, weiß er, es gibt kein Zurück: „Du hast eine Entscheidung getroffen und musst das durchziehen. Sonst scheiterst du.“ Seit 2013 leitet Beitl das Volkskundemuseum Wien und übernahm damit eine der großen kulturellen Baustellen des Landes.
Das Rokokoschlösschen ist baufällig, seit Jahrzehnten bleibt öffentliche Hilfe aus. Kaum einen Touristen zieht es in die Laudongasse. Mit dem Mut zur Improvisation gelang es Beitl, das Palais Schönborn zu einem Ort zu machen, der trotz fehlender Klimaanlage und feuchter Keller im Gespräch bleibt. Dabei war nicht der Leichtsinn des Fliegers, sondern die Geduld eines Fliegenfischers gefragt. Nun könnte sein Durchhaltevermögen belohnt werden, denn das Kulturministerium stellt Mittel für die Sanierung in Aussicht.
Wer ist dieser im Schatten der großen Museumstanker agierende Kulturmanager? Statt ein Kaffeehaus wählen wir einen Klettersteig als Ort für ein Gespräch. Beitl postet häufig Fotos von Touren und Gleitschirmflügen, da lag eine sportliche Begegnung nahe. Punkt fünf Uhr morgens treffen wir uns in Wien, um nach der Anreise zeitig vom Preiner Gscheid zum Haidsteig zu gelangen, der auf das Hochplateau der Rax führt.