Die Chefpilotin
Edith Hlawati wird neue ÖBAG-Vorständin. Nach dem Schlamassel rund um Thomas Schmid hat die Staatsholding eine entmutigende Entscheidung getroffen
Saatgutzüchter Christian Gladysz feilt an neuen Soja-Sorten, die noch mehr Ertrag und Protein liefern (Foto: Gerlinde Pölsler)
Unweit vom Neusiedler See, in einer flachen Landschaft voller Windräder, führt Thomas Perger über seinen blitzsauberen Hof. Über die Wiese rennen 200 Legehennen, ein Teil ihres Futters wächst auf den Feldern nebenan. Im Jahr 2000 ist der Perger-Hof in Bruck an der Leitha auf Bio um- und ins Sojageschäft eingestiegen. Auf bis zu 40 Prozent der 100 Hektar gedeiht heute die kleine Bohne. Um die Ernte zu verkaufen, brauchen die Pergers nicht weit zu fahren: nur zur Firma Landgarten, ebenfalls in Bruck, die die Bohnen in Snacks und Knabbermischungen für die Supermarktketten verpackt. Liegt der Proteingehalt – einer der wichtigsten Parameter beim Soja – unter 40 Prozent, werden die Bohnen zu Tierfutter. Die Pergers bauen auch Weizen, Hafer und Kräuter an, Soja hat aber eine Sonderposition. „Die Sojabohne ist leicht zu produzieren und die einzige Kultur, bei der Ertrag und Preis halbwegs stabil sind“, sagt Perger.
Böse Bohne – das ist das Bild, das viele Menschen von Soja haben: Sie denken an die Rauchschwaden, die über brandgerodetem Regenwald hängen, damit dort künftig noch mehr Gentech-Soja für die Schweine und Hühner dieser Welt wächst. Die Sojaproduktion beansprucht immerhin ein Zehntel der globalen Ackerflächen, und Europa kann nur acht Prozent seines Sojabedarfs selber decken. Doch die unscheinbare Proteinbombe gedeiht auch in Europa, und Österreich hat sich dabei zum Vorreiter hochgearbeitet. Mit 225.000 Tonnen winkt den österreichischen Bauern heuer wieder eine neue Rekordernte, und auch die Preise sind erfreulich. Einziger Haken: Das heimische, gentechnikfreie Soja ist teurer als das aus Übersee, und das bremst ein noch stärkeres Wachstum.
In keinem anderen Land der EU hat sich Soja auf einem so hohen Anteil an Ackerflächen ausgebreitet, es sind sechs Prozent. Laut dem Landwirtschaftsministerium ist die Anbaufläche heute doppelt so groß wie noch vor zehn Jahren. Damit ist Österreich der fünftgrößte Soja-Produzent der EU. Etwa die Hälfte der heimischen Ernte landet als Tofu, Sojadrink oder Dessert direkt in menschlichen Mägen, die andere vor allem in denen von Schweinen und Hühnern. Dahinter stehen der Trend zu mehr pflanzlicher Ernährung und die schwindende Akzeptanz des Gentech-Sojas aus Übersee.