"Ich habe niemals mit den Opfern geweint"
Carla Del Ponte hat Kriegsverbrecher und Mafiosi vor Gericht gestellt und wäre dabei beinahe selbst ums Leben gekommen. Was macht das mit einem Menschen?

Foto: Picture Alliance/Gaetan Bally
Carla Del Ponte war Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofes für die Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien sowie für den Völkermord in Ruanda und untersuchte für die Vereinten Nationen Menschenrechtsverletzungen im Krieg in Syrien. Jetzt ist ihr Buch "Ich bin keine Heldin! Mein langer Kampf für Gerechtigkeit" erschienen. Im Interview spricht sie über das Scheitern der USA in Afghanistan, wie Slobodan Milošević sie mit Blicken töten wollte, weshalb sie bereit war, für die Gerechtigkeit ihr Leben zu riskieren, und warum sie jetzt Golf spielt, anstatt Kriegsverbrecher zu jagen.
Falter: Frau Del Ponte, mit der erneuten Machtübernahme der Taliban endet in Afghanistan eine 20-jährige Militärintervention in einem Fiasko. Wie schätzen Sie die Lage am Hindukusch ein?
Carla Del Ponte: Was sich derzeit in Afghanistan abspielt, ist eine große Tragödie, die sich sicher noch weiter zuspitzen wird. Wir dürfen den Versprechungen der Taliban, dass sie