Der Anwalt der Republik
Wolfgang Peschorn hat einen Entschädigungsfonds für die Opfer des Terroranschlags geschaffen. Das Porträt eines ungewöhnlichen und mächtigen Staatsdieners
Wahlsieger Olaf Scholz (Foto: Imago Images/Photothek)
Wäre es nicht schön, stellvertretend für Angela Merkel kurz davon zu träumen, wie sie den ersten Tag nach ihrer Pensionierung begeht? Am Vorabend, während sich die Kameras der Welt auf Kandidaten und Koalitionäre richten, sammelt sie schnell noch ihre paar Habseligkeiten vom kleinen Pult im Kanzleramt ein; den pompösen Staatsschreibtisch daneben hatte sie ja nie gemocht. Dann bummelt sie zu Fuß, mit der großen Handtasche schlenkernd, leise lächelnd die paar hundert Meter nachhause in ihre Wohnung mit Blick auf die Museumsinsel. Sie hat es ja nicht weit. Schläft das erste Mal seit vielen Jahren lang und gut; sie komme mit ein paar Stunden aus, hatte sie immer tapfer behauptet – weil sie schließlich damit auskommen musste. Räkelt sich nun in der Früh gemütlich und schwatzt mit ihrem Mann, der ihr zur Feier des Tages einen Kaffee macht.
Das letzte langweilige Jackett aus der Serie, aus der sie hunderte besitzt, hängt sie in den Schrank; weg mit den Uniformen, denkt sie vielleicht, kommt alles morgen in die Kleidersammlung. Am Wahlabend hatte sie für einen kurzen und letzten Auftritt das hellblaue Sakko angezogen, zur blau-grau-schwarzen Kette, keine klare Message also, die Leute lasen ja immer alles Mögliche aus ihren Ketten heraus. Hatte auf der Bühne im Adenauer-Haus demonstrativ einige Meter zwischen sich und den Unglücksraben Armin Laschet gelegt – und sich dann aus dem Staub gemacht.
Seine Niederlage sollte er schon bitte selbst erklären. Hätte sie ihm schon vorher sagen können, dass er der Falsche ist. Sie hatte immer ein gutes Bauchgefühl.