Bekenntnisse eines Hörsaalromantikers
Die Digitalisierung bringt Flexibilisierungsgewinne, trägt aber auch zur Verarmung der Lehre bei
Richard H. Kirk (1956-2021)
Am Beginn fiept ein Störgeräusch. Dann kommt aus der Ferne die Anmutung einer Gitarrenmelodie geweht, mit einem Mal spuckt der Drumcomputer billige Beats aus. "Nag Nag Nag", plärrt eine verzerrte Stimme, und so heißt dieses Stück hochkonzentrierte Energie von Cabaret Voltaire aus der englischen Stahlstadt Sheffield auch. Drei Akkorde würden zur Glückseligkeit genügen, hatte Punk propagiert. Wozu so viele, fragte dieses Trio um Mastermind Richard H. Kirk, und wozu überhaupt traditionelle Instrumente? Bei der Gründung 1973 von der Lust am elektronischen Experiment getrieben, wurden Cabaret Voltaire bekannt, als Punk zum ästhetisch vielfältigeren Postpunk weiterwucherte. Harsche Maschinensounds und Industrialklänge hatte die Gruppe, deren einziges Langzeitmitglied Kirk war, ebenso im Angebot wie widerborstigen Synthiepop; auch die Technokultur sollte sie später streifen. Zuletzt künstlerisch wieder hochaktiv, ist Richard H. Kirk nun 65-jährig daheim