Kern über Kurz: „Es war Sabotage von der ersten bis zur letzten Minute“
Ex-Kanzler Christian Kern über seine Lehren aus den aufgetauchten Chat-Nachrichten, Fellners Erpressungsversuche und das Regieren mit einem Feind im Bett

Christian Kern bei seinem ersten Interview nach Bekanntwerden der Kurz-Chats. (Foto: Barbara Tóth)
Sie waren ihm schon damals nicht verborgen geblieben: die ständigen Versuche, die Arbeit der rot-schwarzen Koalition in den Jahren 2016 und 2017 zu torpedieren. Nun, nach Bekanntwerden zahlreicher Chats von Sebastian Kurz mit seinen engsten Vertrauten, hat Christian Kern es schwarz auf weiß: wie der damalige Außenminister wichtige Reformen blockierte, bloß um seine Rivalen schlecht dastehen zu lassen. Das Gespräch können Sie hier als Podcast nachhören.
Falter: Herr Kern, Sebastian Kurz hat bei seinem Rücktritt gesagt, es geht ihm um das Land Österreich und nicht um seine Person. Ist das der Kurz, wie Sie ihn kennengelernt haben?
Christian Kern: Der Satz war natürlich eine reine Schutzbehauptung. Die Chats zeigen eine Gruppe junger Männer, die durch eigenes Machtstreben und eine seltene Skrupellosigkeit getrieben wird und bereit ist, alles andere hinter sich zu lassen, insbesondere die Interessen des Landes. Man muss aufpassen, dass man im Alter nicht schrullig wird und sagt: „Ich habe es immer schon gewusst“, aber nichts davon war für mich eine Überraschung.