Bloß nicht zu viel Schlagzeug
Der neugierige Jazz-Drummer Michael Naphegyi gönnt sich das Pop-Projekt Tape Moon
Den Morgen nach ihrer rauschenden 50er-Party erlebt Melanie Moosburger grell und laut - ähnlich wird auch der kommende Monat verlaufen. Die unbequeme Antiheldin ist Feuilletonchefin einer Zeitung, wohnt allein und selbstbestimmt, verführt gekonnt und ungehemmt. Doch ihr Ex lässt sie nicht los. Er wird mit 61 erstmals Vater, sie zur gleichen Zeit hingegen in die Wechseljahre geschleudert. Sie fühlt sich als schlechte Mutter/Tochter/Feministin, zerbricht zwischen den Rollenbildern.
Caroline Rosales greift auf, was man aus ihrem Sachbuch "Sexuell verfügbar" kennt: Das Klima unter Frauen ist vergiftet. Und der Titel ließe sich weiterspinnen: Das Leben keiner Frau verläuft so, dass es dem Freundeskreis, der Familie oder dem Chef recht ist. Es ist von Geburt an fremdbestimmt, genormt und gefühlt doppelt so schnell vergänglich. Ein trashiger und trotziger Roman, mit bissiger Ironie geschrieben. JULIANE FISCHER
Caroline Rosales: Das Leben keiner Frau. Ullstein, 240 S., € 22,70
***
Literatur aus dem Norden kommt oft düster und grauenvoll daher, ist aber trotzdem lebensbejahend und humorvoll. Der Roman der norwegischen Autorin Gine Cornelia Pedersen treibt diesen Zwiespalt zum Exzess. Das Thema ist klassisch: die Suche nach der eigenen Identität, das angriffi ge, respektlose und freudvolle Ausloten von Grenzen, vor allem der Sexualität. Aufgewachsen am Land, erfüllt von Hoffnungen und Träumen ("Ich werde auf einer Bühne stehen"), zieht das Erzähl-Ich nach Oslo, wo sich der Wandel zunächst in "zwangsweiser psychiatrischer Unterbringung" vollzieht.
Die 1986 geborene Pedersen fällt mit ihrem in Norwegen gefeierten Debüt besonders sprachlich auf. Jede Zeile beginnt versartig mit einem neuen Satz, zumeist mit einem "Ich". Was zunächst verwirrt, entfaltet durch das schnelle Tempo alsbald einen starken Sog, in dem Rausch und Rebellion hochleben. SEBASTIAN GILLI
Gine Cornelia Pedersen: Null. Deutsch von Andreas Donat. Luftschacht, 192 S., € 20,–