BLATTKRITIK

WIE DIE NEW YORK TIMES DEN TIEFEN FALL VON SEBASTIAN KURZ MIT WOHLTUENDER DISTANZ ANALYSIERT

BARBARA TÓTH
Medien, FALTER 42/21 vom 20.10.2021

Wenn es einmal in der New York Times steht, dann ist es wirklich ein Skandal. "Fake Polls and Tabloid Coverage on Demand: The Dark Side of Sebastian Kurz" titelte das US-Blatt Montag dieser Woche, um den Aufstieg und Fall des Ex-Kanzlers seiner Leserschaft noch einmal zu erzählen.

Mit distanziertem Blick legt die Berliner Korrespondentin des Blattes, Katrin Bennhold, die Essenz des Skandals und seine politische Bedeutung für Europa vor. Das von seiner Partei hochgehobene Wunderkind Kurz war eben auch nur ein weiterer Rechtspopulist mit einem allzu nahen Verhältnis zum Boulevard. Vielleicht liegt es an der Klarheit und Knappheit der englischen Sprache, dass ihr Text über den "political thriller" so eingängig ist. Der Neos-Abgeordnete und ehemalige Kurier-Chefredakteur Helmut Brandstätter, Ex-Abgeordneter Peter Pilz und Rechtsextremismus-Expertin Natascha Strobl liefern ihre Einschätzungen.

Es gab Momente, da war Kritik an Österreich durch die Auslandspresse noch eine innenpolitische Währung. In den 1980er-Jahren war es die New York Times, die die Waldheim-Affäre so richtig ins Rollen brachte und die ÖVP in einen "Jetzt erst recht"-Wahlkampf steigen ließ. Anfang der Nullerjahre wehrte sich "Wendekanzler" Wolfgang Schüssel (ÖVP) gegen Schlagzeilen aus dem Ausland mit einem "nationalen Schulterschluss". Diese Zeit ist vorbei.

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