Omar ist zurück
Ein Afghane fährt nachhause, um zu heiraten, dann erobern die Taliban das Land. Wie Omar nach Wien zurückfand und wie er die neuen Herrscher erlebte

Foto: Privat
Es war der dritte Tag meiner Hochzeitsfeier. Mein Vater kam in mein Zimmer, er weckte mich auf und sagte, dass die Taliban die Macht übernommen haben. Danach durfte ich vier Tage lang das Haus nicht verlassen.
Der Umsturz der Taliban überraschte nicht nur Geheimdienste, sondern auch den Bräutigam Omar*, 21 Jahre alt. Er war zurückgekommen in seinen afghanischen Heimatort (welcher genau das ist, soll hier aus Sicherheitsgründen unerwähnt bleiben), um zu heiraten und seine Familie zu sehen, nachdem er acht Jahre in Wien verbracht hatte. Dort wiederum setzten seine Freunde, allen voran seine Patin Daniela Lercher, alles in Bewegung, um ihn aus dem nunmehr talibanregierten Afghanistan zurückzuholen. Der Falter berichtete Anfang September das erste Mal über seinen Fall. Mithilfe des österreichischen Außenministeriums schaffte es Daniela Lercher sogar, Omar ein Ausreisevisum über Pakistan zu besorgen, doch Omar schlug das Angebot aus, denn das Visum galt nur für ihn und nicht für seine Familie. Also blieb er bei seiner Braut und seiner Familie. Vorerst zumindest.