Über die notwendige Flucht aus dem Inseratenparadies
Raus aus dem System der Inseratenkorruption, rein in eine echte Demokratieförderung
Andreas Friess
Das Schauspielhaus ist jetzt ein Hotel, eine Herberge, ein neuer künstlerischer Begegnungsort. In den verschiedenen Zimmern finden Performances, Diskurse und Konzerte statt. Wer möchte, kann über Nacht einchecken. Der Performancekünstler und Regisseur Arthur Romanowski zeigt am Samstag in Zimmer 110 "Schmutzige Deals und gefährliche Träume"; Joana Tischkaus Workout-Programm "Colonastics" spielt es zu jeder vollen Stunde auf dem Heimkanal. Schauspielhaus Wien, 16.00 bis 19.30
Händl Klaus' "Dunkel lockende Welt" ist ein humorvoller Krimi über Wahrheit und Wirklichkeit. Ein Vermieter, seine Ex-Mieterin und deren Mutter tauschen Höflichkeiten aus, wobei viel ungesagt bleibt, vor allem über einen vermeintlichen Mord. Der als Beweis aufgefundene Zeh ist ein riesiges Metallgerüst und das Ensemble vollführt virtuose Schlagabtäusche. Die lässige Inszenierung von Nurkan Erpulat erhielt den Nestroypreis 2020 als Beste Off-Theater-Produktion. Werk X, 19.30
Eifersucht, Minderwertigkeitskomplexe, Verlustangst und Privilegien: In der Stückentwicklung "Starke Gefühle" (Foto) des Kollektivs Yzma sprechen Hermine und Heiner über die Göttin Hera, die vor allem für ihre Eifersuchtsanfälle gegen Göttergatten und Schürzenjäger Zeus bekannt ist. "Virtuos, klug, ironisch und hip", hieß es in der Falter-Kritik. Für die Wiederaufnahme hat das Team noch ein bisschen an der Eifersuchtslitanei herumgeschraubt. Theater Drachengasse, 20.00
Edward Albees absurdes Ehezerfleischungsdrama aus dem Jahr 1962 zeigt das großartige und noch ziemlich junge Ensemble des Tag. In "Wer hat Angst vor Virginia Woolf" lassen zwei Ehepaare einen langen Abend zu Hause bei einer Afterparty gemeinsam ausklingen und geraten in einen immer ärgeren Strudel aus gegenseitigen Demütigungen. Die Inszenierung von Susanne Lietzow enthält zusätzlich Gesangseinlagen und Wrestlingszenen. Tag - Theater an der Gumpendorfer Straße, 21.30
Das Bernhard Ensemble hat das Mash-Up erfunden: die Vermischung von Literatur-Klassikern mit Kultfilmen. Dieses Mal trifft Werner Schwabs "Übergewicht, unwichtig: Unform" auf Ridley Scotts Science-Fiction-Film "Blade Runner". Klingt schräg? Ist es auch -und funktioniert überraschend gut. "Blade.unwichtig" spielt in einem steirischen Wirtshaus, in dem Ex-Blade-Runner Richi die außerirdischen Gäste beflegelt. Es spritzen die Innereien. Off-Theater, 20.00
Auch Kindertheater nehmen an der "Europäischen Theaternacht" teil. Mit "Iwein" bringt das fantastische Wiener Theaterkollektiv Makemake Produktionen die Minne zum Klingen. Der mittelhochdeutsche Artusroman erzählt von den âventiuren Iweins. Der Ritter der Tafelrunde versucht alle ihm auferlegten Bewährungsproben zu bestehen und sich doch selbst treu zu bleiben. Welche der ritterlichen Tugenden begleiten uns bis heute? Ab zehn Jahren. Dschungel Wien, 18.00