URBANISMUS-KOLUMNE

Stadtrand

Wie Werbetafeln von Wohnbauträgern das Stadtbild ruinieren

Birgit Wittstock
Stadtleben, FALTER 47/21 vom 24.11.2021

Es ist ein Phänomen, das sich nach und nach in der Stadt verbreitet und manche Grätzel befällt wie eiternder Ausschlag: die großen Werbetafeln, die gewinnorientierte Wohnbauträger als weithin sichtbare Hinweise auf die von ihnen errichteten Häuser anbringen.

Begonnen hat damit einst der Immobilienentwickler Mischek, die Buwog zog nach, seit einigen Jahren müllt vor allem der Wiener Bauträger U.M.Bau die günstigeren Gegenden der Stadt mit seinem immer gleichen Standard-Wohnhaus mit Stahlbalkonen mit Milchglasblenden und obligatorischem Werbeschild zu.

Ganze Straßenzüge, wie etwa der Meidlinger Abschnitt der Schönbrunner Schloßstraße, wo immer mehr U.M.Bau-Getümer die Fassaden von Gründerzeithäusern verdrängen, verwandeln sich nach und nach in eine einzige Werbefläche. Man hört das Stadtbild förmlich schreien vor Schmerzen.

Doch während sowohl der Wohnbau der Gemeinde als auch der denkmalgeschützte Bereich Auflagen unterliegt und mit Bauträgerwettbewerben und dem Bundesdenkmalamt Qualitätskriterien festgeschrieben und Kontrollinstanzen bestimmt sind, können sich private Wohnbauträger in der Stadt austoben.

Neidvoll blickt man etwa auf die Niederlande, wo der beeldkwaliteitsplan(Bildqualitätsplan) für jede Straße, jedes Grätzel architektonische Qualitätskriterien definiert, und wünscht sich auch eine Geschmackspolizei. Nieder mit den Schildern!

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