NACHSPIEL
Die Kulturkritik der Woche
Die Theater- und Filmbühne Le Studio muss zusperren. Ein Nachruf auf ein Wagnis
Im September 2019 eröffnete mit Le Studio im ehemaligen Studio Molière im neunten Bezirk etwas in Österreich Einzigartiges: die Verknüpfung von Film- und Bühnenkunst. In dem Theater, das an die Schule Lycée français angebunden ist, programmierten der Filmexperte Pierre-Emmanuel Finzi und die Bühnenbildnerin Lise Lendais Performances, Kinoabende und Formate dazwischen, die sie "Rendezvous" nannten. Filmemacher traten in Performances auf, Performer schufen Filme.
Das Publikum, das auf den senfgelb gepolsterten Stühlen in dem Saal mit steil ansteigenden Sitzreihen Platz nahm, war eine bunte Mischung: Alte, Junge, Menschen mit Behinderung. Für Letztere gab es sogar eigene Spieltermine, an denen alles erlaubt war und kein Ruhegebot herrschte.
Am 30. Dezember ist nun Schluss für das Le Studio. Der Vertrag von Finzi und Lendais läuft aus. Was passiert jetzt mit dem Studio Molière? Das Lycée gibt auf telefonische Anfrage des Falter keine Auskunft. Fragt aber zu Beginn des Telefonats, ob man anrufe, um sich einzumieten.
Zweieinhalb Jahre leitete das aus Frankreich stammende Duo die Film-Bühne. Zeit, sich ein Stammpublikum aufzubauen, hatte es nicht. Den Großteil der Intendanz füllte die Pandemie. "Wir wollten die Arbeit, die wir reingesteckt haben, auch ein bisschen genießen", sagt Lendais wehmütig. Schade, dass es dazu nicht kommt. Kein anderes Kino wird das Wagnis eingehen, Acht-Stunden-Filme zu zeigen, wie es Finzi mit Produktionen aus seinem eigenen Verleih Filmgarten tat. Nun können den renovierten Saal nur noch die Schülerinnen und Schüler der Privatschule Lycée genießen. Oder Veranstalter, die sich einmieten.