"Vehemenz ist ein Privileg der Jugend"
Die Schriftstellerin und Kulturwissenschaftlerin Mithu Sanyal spricht über ihren Bestseller "Identitti", über das "N-Wort", die Mühen der Identitätspolitik und die Notwendigkeit, freundlich zu sein

Foto: Guido Schiefer
Identitti" ist gewiss ein Buch des Jahres. Die erste Auflage war in drei Tagen ausverkauft (momentan hält man bei der zwölften). Der im Februar erschienene Roman wurde breit und euphorisch besprochen und stand auf der Shortlist des Deutschen Buchpreises. Verfasst hat ihn die deutsche Kulturwissenschaftlerin und Journalistin Mithu Sanyal, die darin den Fall der US-amerikanischen Bürgerrechtlerin Rachel Dolezal aufgreift, die sich als Afroamerikanerin ausgegeben hatte, aber als weiß enttarnt wurde. In "Identitti" passiert das Gleiche mit Saraswati, der charismatischen Professorin für Postcolonial Studies an der Universität Düsseldorf, was Proteste sowie einen Shitstorm im Netz provoziert und Saraswatis Anhängerschaft unter den Studierenden in eine schwere Krise stürzt - allen voran die 26-jährige Nivedita, die als "mixed-race kid" ohnedies ständig mit ihrer Identität hadert.
Was an "Identitti" besticht und sowohl die Kritik als auch die Leserschaft begeistert, ist der Umstand,