Die Liebe in Zeiten von Corona
In ihrem Roman "Zum Paradies" imaginiert Hanya Yanagihara den Niedergang eines schwulen New York mit dystopischem Ende

Foto: Brigitte Lacombe
Vor sechs Jahren landete Hanya Yanagihara, eine völlig unbekannte USamerikanische Autorin mit Wurzeln in Hawaii und Japan, aus dem Nichts heraus einen Weltbestseller. "Ein wenig Leben", ein 1000-Seiten-Melodram über die Agonien und Ekstasen von Männerfreundschaft und Missbrauch in New York, verkaufte sich viele Millionen Mal, verhexte die Leserschaft und spaltete die Kritik: Die Urteile schwankten zwischen "Meisterwerk" und "saurer Kitsch". Im Grunde bekam man es hier mit einem Schluchz-Schmöker für die Gay-Community zu tun, und die wollte sich ihr neues Märtyrer-Kultbuch keinesfalls madig machen lassen.
Klar, dass nach einem derart umstrittenen Blockbuster für den neuen Roman dieser Autorin die ganz große Reklame-Orgel fortissimo erdröhnt: "Zum Paradies" wurde schon vor Erscheinen in den Rang von "Krieg und Frieden" hochgejauchzt. Und? Kann Tolstoi da überhaupt noch mithalten? Hat Yanagihara etwa jetzt andere, neue Saiten aufgezogen? Oder bleibt sie bei ihrem bewährten Erfolgsthema?