„Meinungs-Monokulturen sind immer gefährlich“
Wie kann eine faire und friedliche digitale Welt aussehen? Big-Data-Experte Viktor Mayer-Schönberger über künstliche Intelligenz, die keine ist, die Vorteile von Datennutz statt Datenschutz und die Gefahr der „False Balance“
Obwohl Viktor Mayer-Schönberger seit zwei Jahrzehnten in England lehrt und forscht, kommt das Salzburgerische bei ihm durch, wenn er emotional wird. Und das passiert ihm oft, etwa wenn es um die Rohheit in den sozialen Medien geht.
Falter: Ihr aktuelles Buch heißt „Framers“ und der Untertitel ist verheißungsvoll: „Wie wir bessere Entscheidungen treffen und warum uns Maschinen um diese Stärke immer beneiden werden.“ Was macht Sie so sicher, dass die künstliche Intelligenz uns Menschen niemals einholen wird?
Viktor Mayer-Schönberger: Der Begriff künstliche Intelligenz ist schon von vornherein falsch gewählt. Dieses sogenannte maschinelle Lernen macht nichts anderes, als aus einer großen Menge an Trainingsdaten Vorhersagen zu generieren. Das funktioniert immer dann gut, wenn die Zukunft so ist, wie die Vergangenheit war. Wenn die Zukunft anders ist als die Vergangenheit, scheitert die künstliche Intelligenz. Das Spannende an uns Menschen ist, dass wir aufgrund der Fähigkeit, in gedanklichen Modellen zu denken, die Möglichkeit haben, uns zielgerichtet eine Wirklichkeit zu erträumen, die es noch nicht gibt. Das können Maschinen nicht.