Vom Alltag einer Milchkuh: "Cow"

Dominique Gromes
FALTER:Woche, FALTER:Woche 6/2022 vom 09.02.2022

Kuh Nummer 29 bringt ein Kalb zur Welt. Liebevoll schleckt sie es trocken. Doch bevor das Kleine vom Euter der Mutter trinken kann, wird Nummer 29 (die Zahl ist am Rücken eingebrannt) mit 100 anderen Milchkühen zum Melken getrieben. Das verängstigte Kalb kriegt ein Flascherl, die Kuh-Mutter schreit nach ihrem Baby -die beiden werden einander nie wiedersehen.

Sie wollte wissen, ob Kühe ein Bewusstsein haben, meint die britische Regisseurin Andrea Arnold, ob die Tiere eine Vorstellung haben von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft. Die vier Jahre, in denen sie die Kuh Luma (so der Name von Nr. 29) begleitet hat, haben ihr Leben verändert.

Wenn Popmusik durch den Kuhstall dröhnt, wissen die Kühe: Zeit zum Melken. Wie müde Arbeiterinnen machen sie sich auf zu ihren Melkboxen. Dystopisch wirkt es, wenn hunderte Kühe im Kreis nebeneinanderstehen, während in der Mitte ihre Milch in ein großes Rohr zusammenfließt.

Die Handkamera ist immer dicht neben Luma. Sie ist dabei, wenn Luma nach dem Verlust ihres Babys das Essen verweigert, wenn sie aggressiv wird, als anderen Kühen die Kälber weggenommen werden, wenn sie resigniert, als sie nur einen Monat nach der Geburt erneut trächtig werden muss. Es ist nicht einfach, "Cow" anzusehen, aber es ist wichtig.

Ab Fr im Stadtkino im Künstlerhaus (OmU)

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