Moctezuma-Federkrone: Mexikanische Guerilla-Aktion im Weltmuseum
Wie mexikanische Aktivisten im Weltmuseum für die Rückgabe der Moctezuma-Federkrone mobilisierten.

Die aztekische Krone aus Federn von Quetzal © KHM-Museumsverband
Es war eine kreative Guerilla-Aktion, die Anfang des Jahres im Weltmuseum über die Bühne ging. Eine Gruppe mexikanischer Aktivisten hat im Jänner mehrmals die Ausstellungsräume am Heldenplatz besucht (für mexikanische Staatsbürger ist der Eintritt kostenlos) und rund 50 Audio-Guides mit manipulierten Geräten ausgetauscht, die eine neue Textversion abspielten.
Die ursprünglich enthaltene Passage über die Federkrone des aztekischen Herrschers Moctezuma war durch eine rund acht Minuten lange Rede des mexikanischen Aktivisten und Azteken-Nachfahren Xokonoschtletl Gómora ersetzt worden, der unter anderem sagte: „Kopilli Ketzali (der Name des aztekischen Kopfschmucks) ist kein Federschmuck, sondern eine wertvolle Krone, die die spirituelle Macht bedeutet – wie die Bischofsmütze des Papstes”. Die Krone sei außerdem nur durch europäische Plünderungen in den Besitz Österreichs gelangt.

Das Objekt ist vor hunderten Jahren in österreichischen Besitz gelangt, als die Habsburger großen Einfluss in Mexiko hatten. Tatsächlich ist aber bis heute nicht endgültig geklärt, wie die Krone nach Österreich kam. Einige Historiker gehen davon aus, dass Moctezuma die Federkrone dem spanischen Eroberer Hernán Cortés geschenkt habe und sie von dort nach Österreich gelangt sei. Laut dem mexikanischen Forscher Daniel Salinas gibt es für diese Darstellung aber keine Belege. Unklar ist übrigens auch, ob die Krone überhaupt Moctezuma gehörte.
Im Weltmuseum weiß man um die symbolische Bedeutung der Krone: „Wir sehen die künstlerische Intervention an unseren Audio Guides als spannenden Beitrag zur aktuellen Diskussion im Umgang mit dem postkolonialen Erbe in ethnografischen Museen. Das Museum möchte ein Treffpunkt sein für aktive soziale, künstlerische und politische Akteur*innen, die auf gesellschaftliche Machtverhältnisse, soziale Ungleichheiten und globale Probleme aufmerksam machen und beim Publikum ein erhöhtes Bewusstsein für diese Themen schaffen“, so Museumsdiektor Jonathan Fine.
Der Streit um die Rückgabe der Federkrone ist nicht neu. Die mexikanische Regierung fordert den Kopfschmuck des Azteken-Herrschers seit Jahren zurück. Erst im Vorjahr wollte das Land die Krone für eine Sonderausstellung ausleihen. Aber Österreich lehnte ab – Begründung: Das gute Stück dürfe nicht bewegt werden. Ein Transport würde es massiv beschädigen, was auch durch ein Gutachten aus dem Jahr 2012 bestätigt werde. Für Mexikos Präsident Andrés Manuel López Obrador offenbar kein gutes Argument: Österreich vertrete eine „anti-kulturelle“ und „egoistische Politik”, sagte er vor zwei Wochen.
Wie der Direktor des Weltmuseums mit kolonialistischer Raubkunst umgehen will, lesen Sie hier.