Wenn die Luft zum Atmen fehlt
Der Krieg hat Forschungskooperationen mit Russland zum Erliegen gebracht. Ist das sinnvoll?
Das Büffet in der Ankunftshalle für Vertriebene aus der Ukraine, es gibt täglich drei warme Mahlzeiten (Foto: Christopher Mavrič)
Von allem, was sie erlebt hat – die Flucht aus Kiew, die Sorge um die Tochter, die mit der Enkelin in der Ukraine zurückgeblieben ist, ihr altes Leben, das wie ein Traum erscheint, die Unsicherheit, wo sie heute Nacht schlafen wird –, bewegt Anna in diesem Moment vor allem eines: Ihre Katzen haben seit 24 Stunden nicht mehr Wasser gelassen. Marilyn, Rebekka und Keks, drei fette Kiewer Großstadtkatzen, wollen ihre Routine. Zwar hat Anna die vergitterten Transportboxen vorsorglich mit blau geblümtem Vlies ausgekleidet, doch die Katzen können nicht ohne Streu. Nun tapsen sie auf dem grauen Kiesel und recken ihre Hälse empor, stumm und orientierungslos. Die Tiere schauen so drein, wie sich die Menschen hier fühlen.
Wien-Leopoldstadt, U2-Station Stadion, vorbei am Einkaufszentrum Stadioncenter, entlang der Busstation geradeaus zur Engerthstraße 267. Von weitem steht „Sport & Fun“ zu lesen, ein metallener Quader auf der Brache, eine Sporthalle. Zwischen Sand-Volleyballplatz und Tribüne haben hier vor nahezu drei Wochen binnen weniger Stunden Verwaltung und Zivilgesellschaft ein Aufnahmezentrum für ukrainische Flüchtlinge hochgezogen.
Es ist das Herzstück der derzeitigen Infrastruktur, die die Flüchtlingsbewegung managt. Seit 4. März wurden hier laut Gemeinde Wien rund 20.000 Menschen versorgt, täglich sind es circa 1200. Wartehalle, Food-Court, Spielplatz, Corona-Test-Straße – alles in einem auf rund 1500 Quadratmetern unter einem Dach. Im hintersten Eckerl ist eine notdürftige Katzenauslaufzone, ein kniehohes Gitter, obendrauf ein Sportnetz gespannt, gesäumt von Tierboxen.