Willkommen im WarTok
TikTok war einmal die Plattform für lustige Tanzeinlagen und Gags. Jetzt ist es ein wichtiger Kanal, gerade für junge Menschen, um im Krieg gehört zu werden

Illustration: Oliver Hofmann
Am Valentinstag war noch alles in Ordnung. Die 20-jährige Valeria Schaschenok posiert im kurzen Spaghettiträgershirt auf Madeira. Mehr als 3000 Likes bekommt sie dafür auf TikTok. Nur wenige Tage später nutzt die Ukrainerin die Plattform, um die Welt in den Bunker mitzunehmen, ihr die zerbombten Häuser zu zeigen und schließlich die Flucht. Mit coolem, ironisch-amüsiertem Gesichtsausdruck und unterlegt mit dem TikTok-Song „Celebrate the Good Times“ sehen wir „Valerisssh“, wie sie sich hier nennt, später auf der Flucht nach Polen und Deutschland.
Andere junge Leute würden sich so auf ihren Urlaubstrips oder Erasmus-Aufenthalten präsentieren. Die Clips sind verstörend, weil sie sarkastisch sind und Vertrautheit schaffen mit dem Krieg und seinen Auswirkungen. Anstatt purer Bilder oder – wie man es von Hilfsorganisationen kennt – die Videos mit schwerer Musik zu unterlegen, zeigen junge Menschen wie Valeria Schaschenok den Horror locker-flockig.
Mit einer klaren Botschaft: Der Krieg muss aufhören. Valerisssh erreicht nun Millionen Menschen. Auch CNN berichtete über die junge Frau im Krieg.