Auch das Lachen kommt irgendwann wieder
Nachhilfe
Menschen posten wieder mehr Alltagsbilder und weniger Spendenaufrufe auf Social Media. Zeitungen titeln mit Klimathemen statt zerstörten ukrainischen Städten. Die Normalität scheint bei allen, außer den Ukrainerinnen*, eingekehrt. Ungefähr einen Monat hält also die durchschnittliche Aufmerksamkeitsspanne für Tragödien dieses Ausmaßes an.
Immer, wenn irgendwo Krieg ist - also immer - und ich zur Normalität übergehe, muss ich daran denken, wie es wohl damals für meine Familie war, als wir in Sarajevo beschossen wurden und alle anderen auch irgendwann in ihren Alltag zurückgekehrt sind. Und jetzt bin ich selber so jemand. Im Gegensatz zu uns damals bekommen die Ukrainerinnen ja auch noch über Social Media mit, wie wir alle wieder unser Leben leben, als wäre nichts.
Was soll der einzelne Mensch auch machen? Wir haben gespendet. Wir haben Sondersendungen geschaut. Wir haben uns solidarisch gezeigt. Was können wir noch tun? Das frage ich meine Mutter bei einem gemütlichen Kaffee, während eine Tagesreise mit dem Auto von uns entfernt Menschen um ihr Leben fürchten und andere ein paar Kilometer weit weg von uns am Hauptbahnhof ankommen, ohne zu wissen, wie ihr Leben weitergehen soll. Was hat ihr damals in der ersten Zeit in Österreich am meisten bedeutet, möchte ich von ihr wissen, in der Hoffnung, damit den "neuen" Flüchtlingen helfen zu können. "Dass sie euch Kinder damals mit schönem Spielzeug und Kleidung überschüttet haben und dass sie dich 'Engel' genannt haben", sagt sie. Weil ich von der Einfachheit der Antwort überrascht bin, frage ich andere ehemalige Geflüchtete, was es bei ihnen war.