Blattkritik
Die Presse am Sonntag feiert ihren 13. Geburtstag und liefert sich dem Künstler Ai Weiwei aus
Statt Politik, Wirtschaft, Kultur hießen die Ressorts der Sonntagszeitung der Presse diesmal "Macht", "Kunst", "Kapital", "Freiheit", "Familie" und "Kampf". Jedes von ihnen zierte ein Kunstwerk. Zum 13. Geburtstag bat die Zeitung den Künstler Ai Weiwei, die Chefredaktion zu übernehmen. Das hat Tradition, als Erstes kuratierte André Heller eine Jubiläumsausgabe der Presse am Sonntag. Ai ist Sohn eines politisch Verfolgten und verarbeitet die Themen Flucht und Krieg als Künstler wie als Menschenrechtsaktivist. Die Albertina Modern zeigt gerade eine Retrospektive, so entstand auch die Idee zur Zusammenarbeit mit der Presse. Das erste Treffen fand im Oktober 2021 statt, da war der Krieg Russlands gegen die Ukraine noch kein Thema. Jetzt "passt" es perfekt und macht diese Ausgabe zu einem Stück Zeit- und Kunstgeschichte.
Ai Weiwei erklärte das Schicksal von Flüchtlingen zum Schwerpunkt der Ausgabe, er selbst schrieb einen Essay über Meinungsfreiheit, seiner Meinung nach die wichtigste aller Freiheiten.
Ein erschütterndes Zeitdokument ist das Interview mit dem Bürgermeister von Kiew, Vitali Klitschko. Er fasst die Ausweglosigkeit in Worte. "Wie kann dieser Krieg beendet werden?" - "Ich weiß es nicht." Sind die ukrainischen Zivilisten nicht nur Kanonenfutter? "Wissen Sie was? Diese Menschen sind sowieso schon Kanonenfutter."