MUSIKTHEATER Kritk

Ein Käfig voller Narren: In der Volksoper geht die Post ab, Lachkrämpfe inklusive

Lexikon, FALTER 13/22 vom 30.03.2022

Dreißig Jahre ist es her, dass "La Cage aux Folles" an der Volksoper gespielt wurde, damals mit Karlheinz Hackl und Frank Hoffmann in den Hauptrollen. In deren Fußstapfen treten nun Drew Sarich und Viktor Gernot, die als Albin, respektive Travestie-Diva Zaza, und Nachtclubbesitzer Georges ein hinreißendes Paar geben, das sich -einmal abgesehen von den üblichen Szenen einer Ehe -zärtlich liebt. Alles läuft super, bis Georges' Sohn Jean-Michel (Oliver Liebl) die beiden damit konfrontiert, dass er Marie (Juliette Khalil) heiraten will, die Tochter eines erzkonservativen Provinzpolitikers. Und weil die Schwiegerfamilie in spe sich zu Besuch angekündigt hat, muss alles verschwinden, was verrät, dass hier ein schwules Paar lebt, von der sündigen Einrichtung der gemeinsamen Wohnung bis zu Albin selbst - was natürlich Stoff für jede Menge Komik bietet.

Melissa King, die bisher als Choreografin in Erscheinung trat, gibt mit dem Stück ihr Regiedebüt, das ihr, bis auf ein paar Durchhänger im ersten Teil, auch wunderbar gelingt. Im Opening schwebt die atemberaubende Gruppe der Cagelles, von Judith Peter mit fantastischer Trash-Couture eingekleidet, auf Discokugeln herein. Plastikflaschen, Softdrinkdosen oder Barbiepuppen zieren die Kostüme der Tänzerinnen und Tänzer, die in atemberaubendem Tempo und akrobatischen Figuren über die Bühne fegen.

Köstlich auch Drew Sarichs Verwandlungen zwischen rosa Bademantel, Glamourrobe mit hohen Hacken, Herrenanzug oder Chanel-Kostüm samt blonder Perücke und Ballerinas. Immer dabei: Jurriaan Bles als Butler Jacob, der lieber eine Zofe sein möchte und mit nacktem Hintern, Netzstrümpfen und pinkem Haar das Geschehen aufmischt. Viktor Gernot ist ohnehin eine Klasse für sich, als Comedian und als Sänger. Entzückend, wie er sich um Albin bemüht, mit Sohn Jean-Michel zankt oder am Ehepaar Dindon verzweifelt.

Apropos Dindon: Robert Meyer ("der berühmteste Schwulenfresser der Riviera") und Sigrid Hauser geben ein urkomisches Buffopaar, das zum Schluss doch besänftigt werden kann, ein Auftritt Meyers als Regenbogendrag inklusive.

Volksoper, Sa, Mo 19.00

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