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Foto: Hakan Ezilmez
Als das Virus auf Minger ausbricht, suchen die Bewohnerinnen und Bewohner der Insel nach einem Schuldigen. War es eine muslimische Pilgerin aus Mekka oder ein christlicher Händler aus Alexandrien? Der türkische Schriftsteller Orhan Pamuk schrieb den im Jahr 1901 spielenden Roman „Die Nächte der Pest“, bevor Covid-19 die Welt auf den Kopf stellte. Wie in „Die weiße Festung“ (1985) bearbeitet Pamuk historische Stoffe, die bis in die Gegenwart nachwirken. Bekannt wurde der Romancier auch als streitbarer Essayist und Kommentator, der sich für die Meinungsfreiheit einsetzt.
Seine Kritik an der Kurdenpolitik der Regierung in Ankara machte ihn zum Feindbild der Nationalisten. Nach dem gescheiterten Putsch gegen Recep Tayyip Erdoğan im Jahr 2016 protestierte er gegen willkürliche Verhaftungen. Nach Morddrohungen von Nationalisten bekam Pamuk Personenschutz.
Immer wieder kritisiert Pamuk auch die Rolle des Westens, dem er eine herablassende Haltung gegenüber dem Orient vorwirft. Mit seinem neuesten Roman „Die Nächte der Pest“ sorgt der Autor wieder für Schlagzeilen. Erneut warfen ihm Nationalisten vor, die Ehre des Landes zu verletzen. Pamuk muss sich wegen Beleidigung des Staatsgründers Kemal Atatürk vor Gericht verantworten.