VERFALLEN
ARCHITEKTURKRITIK
Wien, wo es isst Kulinarischer Grätzel-Rundgang
Grafik: ARGE KARTO
Jeder Mensch in Österreich kennt Inzersdorfer. Der 1870 gegründete Marktführer für eingedoste Fertiggerichte prägte das kulinarische Leben jedes Grundwehrdieners. Und wer in den 1960er- oder 70er-Jahren jemals auf Campingurlaub war, hat den Geschmack von Dosenravioli oder Reisfleisch aus der Dosenfabrik wahrscheinlich bis heute nicht vergessen.
Seit 19 Jahren gibt es Inzersdorfer in Inzersdorf nicht mehr. Ein Teil des eindrucksvollen Fabriksgebäudes wurde zum Wohnbauprojekt, die Marke an Vivatis, Österreichs größten Lebensmittelkonzern, verkauft.
Sonst besteht Inzersdorf in erster Linie aus Autobahnknoten und wucherndem Industriegebiet, quasi das Fegefeuer vor der SCS. Kein guter Platz für guten Geschmack, sollte man meinen - stimmt aber gar nicht.
Und das liegt in erster Linie an Thum Schinken: Die traditionsreiche Schinken-Manufaktur übersiedelte 2018 von der Margaretenstraße an die B17. Hier wird Schinken noch nach "Prager Methode" einer Aderpökelung unterzogen, also die konservierende