URBANISMUS-KOLUMNE

Stadtrand

Am schönsten formuliert den Wiener Alltag: die Polizeipressestelle

Lukas Matzinger
Stadtleben, FALTER 17/22 vom 27.04.2022

Wer die Pressemeldungen der Polizei liest, lernt über die Tragik des Wiener Alltags und die Nöte der Kleinkriminellen. Aber auch über den Humor der Pressestelle und die Poesie der Verwaltungsübertretung.

Aus tausenden täglichen Amtshandlungen wählen die Beamten fünf aus, die sie vergangene Woche etwa so formulierten:

Ein 47-jähriger Mann soll Speisen und Getränke konsumiert und nicht bezahlt haben. Der mutmaßliche Täter gestand die Tat bei der Sachverhaltsklärung. Er war bereits in der Vergangenheit wegen mehrerer anderer Zechbetrugsfälle bekannt.

Mehrere Zeugen gaben gestern an, dass sie von einem jungen Mann nach Bargeld gefragt worden seien. Bei einigen soll er ein Messer in seiner Bauchtasche hergezeigt haben. Mit Fragen hatte er offenbar keinen Erfolg. Deshalb dürfte er die Frage zu einer Forderung umformuliert haben.

Den E-Scooter, den drei Männer bei sich hatten, wollen sie lediglich gefunden haben. Dem widersprach jedoch die Tatsache, dass Polizisten der Polizeiinspektion Albert-Schweitzer-Gasse gesehen hatten, wie einer der drei ein aufgebrochenes Fahrradschloss in einem Mistkübel entsorgt hatte.

Zu einem Kampfduell forderte ein 26-jähriger mutmaßlicher Ladendieb Polizisten der Polizeiinspektion Van-der-Nüll-Gasse auf, als diese gerade die Anzeige aufnahmen. Die Aufforderung untermauerte er mit wüsten Beschimpfungen. Unbeeindruckt von dem Gebaren nahmen die Beamten den Mann fest.

Vielleicht war "Kottan ermittelt" ja doch eine Wiener Doku.

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