Im Ländle kennt man sich
Vorarlberg galt lange als Musterknabe unter den Bundesländern. Die Wirtschaftsbundaffäre hat diesen Mythos nun endgültig beseitigt
Ein ehemaliger Landeshauptmann, so erzählte man mir kürzlich, sei eines Tages in der Amtskasse des Landhauses in Bregenz aufgetaucht, um zwei Seiten Papier zu bezahlen, die ihm seine Frau gerade gefaxt hatte. So sauber sah sich Vorarlberg gerne und sähe es sich wohl noch, wenn die seit 77 Jahren regierende Volkspartei den Nimbus der Unbestechlichkeit nicht im Zuge der Wirtschaftsbundaffäre zerstört hätte. Das Land galt lange als Inbegriff von Sauberkeit, Strebsamkeit und politischer Grabesruhe.
Der Mythos hatte schon länger deutliche Kratzer: Beamte des Dornbirner Bezirksgerichtes fälschten Testamente, um über zwei Ecken letztlich selbst zu erben oder die Mutter der Vizepräsidentin des Landesgerichtes erben zu lassen. Dann gab es Wahlen in Hohenems und Bludenz, bei denen die ÖVP Wahlkarten bestellte, ohne dass die Wähler davon wussten. Und ein Gemeindemandatar der Volkspartei musste ein Grundstück zurückgeben, das er deutlich unter Marktwert von einem Demenzkranken erstanden