Das große Zwitschern
Tausende neue Studien nutzen Daten des sozialen Netzwerks Twitter. Aber was lässt sich wirklich aus den Tweets lernen?

Illustration: Oliver Hofmann
Eine Rakete steuert auf Hawaii zu. Über Radio, Fernsehen und Smartphone-Benachrichtigung verbreitet sich die Nachricht am Samstag, den 13. Jänner 2018, kurz nach acht Uhr morgens im pazifischen US-Bundesstaat. Die Lage zwischen den USA und Nordkorea ist angespannt, die Furcht also berechtigt. Die Menschen fliehen in Schutzräume, verabschieden sich von ihren Familien. Bis 38 Minuten später Entwarnung kommt: ein Fehlalarm, ein Mitarbeiter des Katastrophenschutzes hatte den falschen Knopf gedrückt.
Was macht ein solches kollektives Trauma mit der Gesellschaft? Wie lange blieb die Angst? Das sah sich ein Forscherteam der Universität von Kalifornien an und analysierte rund 1,2 Millionen Tweets, die rund um das Ereignis abgesendet worden waren. Dazu teilte es die Tweets in zwei Gruppen: in jene, die ein mit Angst assoziiertes Wort enthielten, wie beispielsweise "ängstlich" und "verunsichert", und jene, die sie nicht enthielten. Dann analysierten sie, welche Userinnen und User wann wie viele