Die Geisterkatze vom Böhmerwald
Er ist da, aber man sieht ihn nicht: Der Luchs streift durch Österreich. Noch. Wie kann man ihn vor dem tatsächlichen Verschwinden retten?

In die (Fotofalle getappt: Ein Luchs streift im tschechisch-österreichischen Grenzgebiet durch den Böhmerwald )
Neben einem Felsen ein paar hundert Meter jenseits der österreichischen Grenze bindet Thomas Engleder einen Draht um einen alten tschechischen Fichtenstamm. Er befestigt daran eine Infrarotkamera, sie reagiert auf Wärme und Bewegung. Nähert sich ein Tier etwa auf zehn Meter, wird die Kamera automatisch ausgelöst. Sie knipst dann Schwarzweißfotos in der Nacht und Farbbilder am Tag. Etwa ein halbes Jahr soll die Kamera im Einsatz sein, und weil ihr Regen und Schnee zusetzen können, dichtet Engleder sie sicherheitshalber noch mit Isolierband ab. Er hat die Stelle im Böhmerwald mit Bedacht gewählt: „Luchse werden von Felsen magisch angezogen.“
Engleder leitet das Luchsprojekt Österreich Nordwest, kaum jemand in Österreich kennt das besondere Tier besser als er. Der Eurasische Luchs (Lynx lynx) ist Europas größte Katze, Schulterhöhe 55 Zentimeter, etwa so groß wie ein Deutscher Schäferhund. Stummelschwanz, Backenbart, Pinsel auf den Ohren. Mit seinem gefleckten Fell verschmilzt er mit der Waldlandschaft, der Anschleichjäger kann seiner Beute unbemerkt auf wenige Meter nahe kommen, bevor er zum finalen Sprint ansetzt. Auf seinen breiten Pfoten, die mit dichtem Haar bewachsen sind, läuft er im Winter wie auf Schneeschuhen, während die meisten seiner Beutetiere tief im Schnee einsinken. Aber das, wofür der Luchs wohl am berühmtesten ist: Er hört und sieht extrem gut. Aber ihn selbst hört und sieht man extrem selten.