Pfusch am Bau
In seinem Blog "Wien schauen" enthüllt Georg Scherer Bausünden und Spekulation der Stadtplanung. Einer müsse es ja machen
Familienaufstellung: Thi Bay Nguyen (links), Autor & Kochlehrling Martin Nguyen (Mitte), Quang Nguyen (rechts) (Foto: Heribert Corn)
Nachdem ich mit 19 von zuhause ausgezogen war, vermisste ich als Erstes die vietnamesische Küche meiner Mutter. Also tat ich, woran ich davor nie einen Gedanken verschwendet hatte: Ich bat meine Mutter um Rezepte.
Die seien alle in ihrem Kopf, sagte sie, ich müsse ihr schon beim Kochen zuschauen. Also stand ich an einem Sonntag in ihrer Küche, schaute über ihre Schulter und versuchte, alle Geheimnisse zu verschriftlichen.
„Eine Prise Salz, ein Schuss Fischsauce, umrühren, probieren, abschmecken.“ Exakte Mengenangaben waren ihr nicht zu entlocken. Ich erkannte, dass es nicht darum ging, bestimmte Handgriffe zu lernen, sondern den Geschmack der Speisen zu speichern und zu reproduzieren. „Die Fischsauce erst ganz am Schluss“, sagte sie – immer und immer wieder. Die Frage nach dem Warum erübrigte sich, die Antwort darauf kannte ich seit meiner Kindheit.