STADTRAND: Urbanismus-Kolumne

Immer wieder Österreich! Über das Wunder der Fussball-Rezeption

Lukas Matzinger
Stadtleben, FALTER 24/22 vom 15.06.2022

Wer vergangene Woche eine Karte für das Fußball-Länderspiel Österreich - Frankreich loswerden wollte, kann das Wunder bezeugen: Innerhalb von zwölf Minuten antworteten 14 Menschen auf mein Willhaben-Inserat, die Hälfte davon bot mehr Geld als verlangt.

Genau zwei Spiele hatte der neue deutsche Trainer Ralf Rangnick gebraucht, um die Anziehungskraft der Nationalmannschaft wiederherzustellen. Beim dritten spielte Österreich im ausverkauften Happel-Stadion gegen den Weltmeister Frankreich unentschieden, die Zeitungen quollen über vor Lob.

Jene Versagerbande, die gerade peinlich die Winter-Weltmeisterschaft 2022 in Katar verpasst hatte, rang nun dem Titelträger heldenhaft einen Punkt ab. Dass Frankreich weit mehr Chancen hatte und die Niederlage gegen Dänemark Tage zuvor das bessere Spiel Österreichs war - wen kümmern solche Nebensächlichkeiten?

Die Überschwänglichkeit von Akita-Welpen übertreffen halt nur Fans von Fußball-Nationalteams - und Sportjournalisten sind in der Beziehung nichts anderes. Zum blinden Glaubenseifer mischen sich bei Länderteams (gekränkter) Nationalstolz, die Ergebnisfixierung der Masse und dieses dumpfe Gefühl, dass die irgendwie für uns spielen (oder uns blamieren).

Natürlich ist Ralf Rangnick kein Zauberkünstler, sondern bisweilen einfach nur ein Fußball-Lehrer, der sein Team nach fünf Jahren Handbremsen-Rennen des Trainervorgängers Franco Foda wieder annähernd so spielen lässt, wie es gerne würde.

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