"Bei Unrecht müssen wir Widerstand leisten"
Wie weit darf Aktivismus gehen? Die deutsche Klimaaktivistin Luisa Neubauer über zivilen Ungehorsam, die Ausweitung der Demokratie und die Vormacht der Fossilen
Foto: Alex Müller
Die letzten beiden Jahre waren hart für Stammgäste der größten Party des Landes. Das von der Wiener SPÖ veranstaltete Donauinselfest fand zwar statt, die jeweilige pandemieadäquate Form hatte aber nichts mit den Massenaufläufen zu tun, für die dieses dreitägige Gratis-Vergnügungsprogramm seit Jahrzehnten steht.
„Schluss mit un- respektive halblustig!“, scheint hingegen heuer das Motto zu lauten. Das Donauinselfest kehrt von 24. bis 26. Juni zurück zu seiner gewohnten Form; elf Bühnen bieten insgesamt 600 Stunden Programm der Marke „Möglichst jeder Geschmack soll irgendwie befriedigt werden“. Es gibt Familien- und Sportangebote, Poetry-Slam und Kabarett; vor allem aber massenhaft Musik.
Die ganz großen Namen fehlen heuer zwar, und FM4 hat nur mehr einen Tag statt eine eigene Bühne programmiert. Zu bieten hat das Programm trotzdem einiges. F
Donauinselfest: 24. bis 26. Juni
www.donauinselfest.at
Für Fans des klassischen Austropop
Mindestens ein Austropop-Altspatz muss bei jedem Donauinselfest auf der großen Bühne stehen, ansonsten wäre das Programm unvollständig. 2022 treten die Spatzen gleich im Doppelpack an. Den Samstags-Headliner der Radio Wien Bühne gibt Peter Cornelius, der in den 1970ern als braver Schlagersänger begonnen und über eingängigen Pop („Reif für die Insel“, „Segel im Wind“) irgendwann zum Blues gefunden hat. Sympathischer als der zwidere Wutbürger ist freilich Stefanie Werger („Stoak wie a Felsen“); sie spielt am selben Tag auf derselben Bühne, allerdings schon am späteren Nachmittag. Es dürfte die letzte Gelegenheit sein, die steirische Sängerin, Kabarettistin und Autorin in großem Rahmen live in Wien zu erleben: Unter dem Motto „Langsam wea i miad“ befindet sich die 70-Jährige aktuell auf Abschiedstournee.
Radio Wien Bühne, Sa 19.30 (Stefanie Werger) bzw. Sa 22.15 (Peter Cornelius)
Für Trachten-Dirndln und Lederhosen-Buam
Der eine sieht sich als „Volks-Rock-’n’-Roller“, die andere predigt den „LederHosenRock“. Beide sind mit der Ziehharmonika aufgewachsen, beide haben in Graz ein Jus-Studium begonnen, aber beide finden ihr Glück nicht im Gerichtssaal, sondern im Bierzelt, für das sie ihre Mischung aus Schlager und volkstümlicher Musik jeweils mit Popelementen anreichern: Den steirischen Musiker Andreas Gabalier und seine Kärntner Kollegin Melissa Naschenweng („I steh auf Bergauernbuam“) verbindet so einiges. Beim Donaufestival freilich ist heuer nur die gebürtige Villacherin zu erleben, sie zählt zu den Stars des Eröffnungstags.
Flughafen Wien / Radio NÖ Schlager Bühne, Fr 21.10
Für Hartgesottene mit kräftiger Nackenmuskulatur
AC/DC und Guns n’ Roses am Samstag auf der Donauinsel? Dazu tags darauf Metallica und die Foo Fighters?!? Tatsächlich, die Musik dieser Schwergewichte zwischen Hardrock, Heavy Metal und Alternative Mainstream wird am Wochenende live in Wien zu hören sein, allerdings jeweils von Tribute-Bands interpretiert – Gruppen also, die ihre Vorbilder möglichst originalgetreu nachspielen. We Salute You etwa schlüpfen am Samstag in die Rolle der australischen Mopedrockgötter AC/DC. Auch am Freitag prägen bereits Coverversionen das Programm der Rockbühne: Help! verneigen sich da vor den Beatles (20.15 Uhr), Break Free lassen anschließend Queen hochleben.
Bank Austria / Radio 88.6 Rock Bühne, Sa 21.30 (We Salute You – AC/DC-Tribute)
Für Song-Contest-Nostalgiker
Erkennen Sie den Mann oben im Bild? Es ist der irische Sänger Johnny Logan, bekannt dafür, als einzige Person bislang den Eurovision Song Contest zweimal gewonnen zu haben: 1980 triumphierte der heute 68-Jährige mit „What’s Another Year“, 1987 mit „Hold Me Now“. Bonus-Freude für Song-Contest-Feinschmecker: Direkt vor Logan spielt am Sonntag Elisabeth Engstler mit den Gästen Simone, Gary Lux und Waterloo – alle vier waren schon für Österreich beim Wettsingen mit dabei.
Flughafen Wien / Radio NÖ Schlager Bühne, So 20.45
Für Starmania-Expertinnen
Das öffentlich-rechtliche Karaokesingen „Starmania“ hat eine lange Geschichte. Aus der ersten Staffel der ORF-Show ging mit Christina Stürmer vor 20 Jahren ein echter Star hervor. Auch die goscherte Niddl war 2002 dabei. Sie gibt noch heute die Gaudiwurzn mit der kräftigen Stimme; auf der Insel singt sie am Sonntag ein Programm mit Liedern von Tina Turner. Mit Nadine Beiler (Siegerin 2007) tritt am selben Tag auf derselben Bühne noch ein weiterer ehemaliger Starmanic auf (17 Uhr).
FSG-GÖD/Arbö Radio Bühne, So 21.30
Für Rebell*innen mit großem Herz
Die beste junge Band des Landes kommt aus Wien und heißt Bipolar Feminin. Das Quartett um die ausdrucksstarke Sängerin Leni Ulrich verbindet bockig-spröde, im Punk verwurzelte Gitarrenmusik geschickt mit schwermütigen Indiepop-Elementen und markante Melodien mit Texten, die sich gewaschen haben. Egal, ob es um Patriarchat und Mansplaining, Körpernormen oder eine zornige Krawallschwester namens Zora geht. Ganz klar eines der Highlights im Programm.
Friedensbühne, Fr 20.00
Für Zartbesaitete
Gesang und Ukulele, fast nichts also, kann so viel sein. Zumindest, wenn Sigrid Horn dahintersteckt: Die längst in Wien lebende Dialekt-Songwriterin aus dem Mostviertel übersetzt große Gefühle und schwere Themen in eindringliche Lieder, zwischendurch aufgelockert durch den einen oder anderen Sonnenstrahl; zur Ukulele kommen dabei noch Klavier, Harfe und Konzertina. Falls sich wer fragt, wie das funktionieren soll, konzentrierte Ruhe inmitten des Festival-Gewusels auf der Insel: Sigrid Horn liefert die Antwort.
Wien Holding Erzählkunst Bühne, Fr 19.00
Für Freundinnen eingängigen Pops
Für den Eröffnungstag hat das Hitradio Ö3 die große Bühne programmiert. Headliner sind das Neo-Austropop-Duo Edmund („Freindschoft“) sowie der auch mit der Deutschrap-Szene verbandelte Sänger Nico Santos, den entscheidenden Tick interessanter dürfte es aber schon davor bei Mathea zugehen. Die 23-jährige Salzburgerin finanzierte sich ihre künstlerischen Anfänge als Schuhverkäuferin; bereits ihr Debüt, das toughe Trennungslied „2ד, geriet 2018 dann zum Nummer-eins-Hit. Das erste Album „M“ variierte 2020 die Erfolgsmischung aus tanzbarem Ohrwurm und Selbstbewusstsein.
Wien Energie / Ö3 Bühne, Fr 19.15
Für Wien-Verständige
Ursula Strauss zählt zu den beliebtesten Schauspielerinnen des Landes. Eine zweite künstlerische Leidenschaft pflegte die Niederösterreicherin lange nur im Verborgenen. Dann bemerkte der Wiener Musiker Ernst Molden, dass sie auch gern und gut singt – und schon standen die beiden zusammen auf der Bühne. 2020 ist mit „Wüdnis“ ein stimmungsvoll reduziert arrangiertes erstes Album des Duos erschienen, ein zweites soll heuer folgen. Womöglich geben Molden und Strauss live schon einen Vorgeschmack darauf.
Ö1 Kulturzelt, So 20.30
Für schicke Schunkler
Bekannt wurde der Hamburger Musiker Jan Eißfeldt als Rapper: Seine Gruppe Beginner war mit dabei, als der deutschsprachige Hip-Hop laufen lernte. Solo macht Eißfeldt unter dem Namen Jan Delay ebenso groovebetonte wie gefällige Musik ohne Reinheitsgebote: Funk, Soul, Reggae? Nur immer rein damit! Begleitet von seiner Band Disko No. 1 spielt Jan Delay am Sonntag auf der FM4-Bühne, vor ihm gastieren dort etwa die Pop-Hipster Sharktank (18 Uhr), die Rapperin Eli Preiss (19.00) und Mavi Phoenix (20.00)
Wien Energie / FM4 Bühne, So 21.30