Es ist Zeit, liebenswürdig zu werden

Evangelium des 14. Sonntags im Jahreskreis, Lesejahr C: "Geht! Ich sende euch wie Schafe mitten unter die Wölfe. Nehmt keinen Geldbeutel mit, keine Vorratstasche und keine Schuhe! Grüßt niemand unterwegs!" (Lk 10,1-11)

Das österreichische Parlament hat jetzt beschlossen, dass ab 2040 keine Schweine mehr in Spalt-Ställen gehalten werden dürfen. Denn das tut den Schweinen doch weh! Dort herumzustapfen tut doch weh!

Meine Eltern hatten ein kleines Bauernhaus, wo sie sechs Schweine hielten. Es war noch keine Rede von Spaltböden. Mein Vata lagerte so viele Strohballen und da brachte er seinen Schweinen immer frisches Stroh. Er hatte den Mist, den die Schweine hinterließen, dann immer auf seinen Feldern als Dünger verstreut.

Überhaupt merke ich schön langsam, dass mein Vata recht lieb zu mir und seinen Getieren war. Er ging sogar immer jeden Sonntag in die Messe. Wo ich jetzt auch bald 70 Jahre alt werden werde, bemerke ich, dass es Zeit ist, liebenswürdig zu werden. Mein Vata war ein Edler, ohne dass ich es bemerkt hätte. Ich bin jetzt gewiss, dass Jesus uns so fest umarmt, dass alle Menschen immer sozialer zueinander werden.

Wo ich hier wohne in Gumpendorf, muss ich Wien lobpreisen: dass die Stadtverwaltung sich all die Jahre um mich kümmert, wo ich jetzt mit meinen Schlaganfällen und meinen Engeln Gottes, dem Hannes und dem Sir, in meinem Bett hause, indem sie mir dreimal täglich die Caritas vorbeischickt.

Zudem ermöglicht mir die Stadtzeitung Falter ein angenehmes Leben, indem ich jede Woche meine kleine Predigtdienst-Kolumne schreiben darf. Letzten Endes ist der Falter ein Traum! Solange der Falter mich schreiben lässt, bleibe ich jedenfalls in Jesu christianischer Verbundenheit! Jesus würde der Stadtzeitung Falter anerkennen, dass ihr die soziale Idee schon sehr elegant gelingt.

Friederike Mayröcker, die so gerne von den Schweinen Reisfleisch gegessen hat, ist nun auch bereits über ein Jahr verstorben. Ich hätte mir nie vorgestellt, dass die Friederike so schnell ins Jenseits entschwindet.

Und es tut mir weh, bis 2040 warten zu müssen, dass die Schweine angenehm wohnen dürfen.

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