Dolm
Das soll einmal jemand verstehen: Die SPÖ bockt beim schärferen Parteiengesetz mit schlechten Argumenten
PETERS TIERGARTEN
Zeichnung: Georg Feierfeil
Der Erste, der ein Stück Land eingezäunt hatte und es sich einfallen ließ zu sagen: 'Dies ist mein' und der Leute fand, die einfältig genug waren, ihm zu glauben, war der wahre Gründer der bürgerlichen Gesellschaft. Wie () viele Schrecken hätte derjenige dem Menschengeschlecht erspart, der die Pfähle herausgerissen oder den Graben zugeschüttet und seinen Mitmenschen zugerufen hätte:'Hütet euch, auf diesen Betrüger zu hören. Ihr seid verloren, wenn ihr vergesst, dass die Früchte allen gehören und die Erde niemandem.'"
Diese präkommunistische Position äußerte Jean-Jacques Rousseau in seinem "Diskurs über die Ungleichheit", der 1755 erschien. Im Zuge des Kolonialismus kamen auch Ideen der in den unterworfenen Territorien ansässigen Bevölkerung nach Europa und wurden hier diskutiert: Gibt es ein ursprüngliches Wesen des Menschen, einen sogenannten "Naturzustand"? Leitet sich daraus ein Naturrecht ab, das die Normen des menschlichen Zusammenlebens bestimmen sollte? Und zwischen den Zeilen stand die Frage, mit welcher Begründung das Land in Europa den Monarchen und nicht allen gehört.
Fast 270 Jahre später werden diese Besitzverhältnisse in Demokratien aus neuer Sicht diskutiert. Der Verhaltensforscher Kurt Kotrschal meinte im Interview mit der Presse dazu: "Nur noch sechs Prozent der Säugetier-Biomasse entfallen auf Wildtiere. Sind wir die Einzigen, die die Landschaft nutzen dürfen? Auf nicht ganz bequeme Beutegreifer mit der Flinte zu reagieren, ist völlig jenseitig. Mit dem Wolf leben lernen heißt, uns selbst zurückzunehmen. Er zwingt zu einer Debatte, die wir schon viel früher hätten führen sollen."
Was Bobo und Bauer oft vereint, ist das Verhältnis zum Eigentum und die Vorstellung, dass man auf "seinem" Grund wohl selbst am besten entscheidet, wer diesen nutzen darf. In einer Eigentumswohnung im dritten Stock ist dies verständlich, bei einem grünen Vorgarten, der Wiese in eine Betonfläche verwandelt, ist es diskussionswürdig.
Und zur Frage, welche Tiere in Wald oder Wiese der Grundbesitzer leben dürfen, gibt es zum Glück europäische Richtlinien und nationale Gesetze. Egal, denn in Österreich werden Bären, Luchse, Wölfe, Greifvögel illegal vergiftet und erschossen. Die anarchische Kultur des Wilderns gab es schon immer, aber diese Jagd-Vigilanten lehnen sich nicht gegen die Willkür eines Fürsten auf, sondern nehmen zerstörerischen Einfluss auf unsere (doch!) Naturräume. An den ländlichen Stammtischen weiß man es aber besser. Dort gilt immer noch die sogenannte 3-S-Regel: schießen, schaufeln, schweigen.