Mario will in die Schule
Mario ist Autist und darf nicht mehr in die Schule gehen. Wie die Stadt Kindern mit Behinderungen ihre Zukunft nimmt

Foto: Heribert Corn
Sieg. Nach höchstens eineinhalb Sekunden. So kurz braucht Mario, um von der Couchkante auf den Tisch zu springen. Rein mit der Hand in den Wasserkrug. Und die Zitronenscheibe gehört ihm. Dabei hat seine Mutter noch „Nein!“ gerufen. Aber der Bursche ist blitzschnell. Schon ist Mario zurück auf die Couch gehüpft. Die erbeutete Zitronenscheibe steckt er sich glückstrahlend in den Mund.
Mario liebt Zitronen. Und Spielplätze. Und seine Schule. Mario ist Autist in einer frühkindlichen Ausprägung, eine der schwersten Formen dieser Entwicklungsstörung. Mit seinen fast 16 Jahren kann er erst wenige Worte sprechen. „Papa“, „Mama“, „Oma“, das geht. Schreiben und lesen hat er nie gelernt.
Er rutscht oft auf dem Boden herum, macht überraschende Geräusche. Dann geht er wieder zu seiner Mama und gibt ihr schnell ein Bussi auf die Wange. In der Früh räumt er regelmäßig das Schuhkasterl aus und stellt die Schuhe zur Wohnungstür. Damit seine Mutter versteht: Mario will in die Schule.