"Man beginnt, sich selbst zu zensurieren"
Der deutsche Schriftsteller Matthias Politycki will sich nicht auf "politisch korrekten" Sprachgebrauch verpflichten lassen und ist deswegen vor einem Jahr nach Wien gezogen. Ist er gut angekommen?
NACHSPIEL
Wenn es in die Sommerpause geht, Konzert- und Theaterhäuser ihre Pforten schließen und die Wiener Gastgeberin nicht mehr weiß, wie sie ihrem Pariser Besuch ("C'est le château de Sisi, non?") die coole Seite der Stadt verklickern kann, startet glücklicherweise die alljährliche Supercoolness: Impulstanz. Blitzartig tummeln sich internationale Performer in der Stadt; Tänzerinnen, die kopfüber auf dem Beton rotieren; twerkende DJs zu trappenden Beats.
Seit 1984 prägt Impulstanz den Wiener Sommer, es ist mittlerweile das größte Festival für zeitgenössischen Tanz in Europa. Vier Wochen, bis 7. August, werden 54 Produktionen in 20 Spielstätten zu sehen sein, hinzu kommen 233 Workshops, von "Ninja-Kicks" bis "Sassy Dance". Und: Vor dem Museumsquartier geben Tänzerinnen und Tänzer unter dem Titel "Public Moves" kostenlose Kurse. Auch heuer ist das Angebot gewohnt international.
Fulminant eröffnet wurde das Festival im Burgtheater, vom Tanztheater Wuppertal. Pina Bauschs "Vollmond" ist eine originale Choreografie der verstorbenen Tanz-Ikone. Im Bühnenregen robben, rutschen und rasen die Tänzer über die Bühne, hochkomisch, wunderschön. Wer es rotziger möchte: Am 31. Juli und 2. August läuft die österreichische Wiederaufnahme von Florentina Holzingers "Tanz"; nackte Balletttänzerinnen reiten darin auf Motorrädern. Und dann gibt es noch das Vestibül, die kleine, unkomplizierte und sehr gut bespielte Partyzentrale im Seitentrakt des Burgtheaters. An kaum einem anderen Ort kommt man so schnell mit Wildfremden ins Gespräch, tanzt man so hemmungslos und trifft die nicht verreiste Hälfte der Stadt. Très cool, so das Pariser Fazit. Chapeau, Impulstanz!