Tod einer Ärztin

Hassmails, Besuche, Morddrohungen: Die oberösterreichische Hausärztin Lisa-Maria Kellermayr beging Suizid, nachdem sie ins Visier von Corona-Leugnern geraten war. Die Chronologie einer Hetzjagd

Eva Konzett, Magdalena Riedl, Nina Brnada
POLITIK, FALTER 31/22 vom 02.08.2022

Tausende kamen am Montagabend zur stillen Gedenkveranstaltung für die Medizinerin am Wiener Stephansplatz (Foto: Heribert Corn)

Es war eine Trauerfeier ohne Gebete, ein Protest ohne Parolen, eine Demonstration ohne Reden. Am Montagabend versammelten sich tausende Menschen vor dem Wiener Stephansdom zu einer Mahnwache für Lisa-Maria Kellermayr, jener oberösterreichischen Hausärztin, deren Tod durch zu viele – und zwar gehässige – Worte verschuldet wurde: Hass in den sozialen Netzwerken, angefacht von wenigen, verstärkt von vielen, schnell hineingetippt. Bis hin zu Morddrohungen und Gewaltphantasien.

In der Abenddämmerung dieses Montags gegen dreiviertel neun Uhr flammten vor dem Dom und bis weit hinüber auf den Stock-im-Eisen-Platz unzählige Handy-Taschenlampen auf – im Gedenken an Kellermayr und als nachträgliches Signal für Solidarität mit ihr.

Lisa-Maria Kellermayrs Tod ist nicht nur eine persönliche Tragödie, er ist, wenn man so will, der Kristallisationspunkt der Covid-19-Pandemie. Just zu ihrem proklamierten Ende zeigt Kellermayrs Geschichte, in welchem Maße Corona-Leugner die Öffentlichkeit und Gesundheitspersonal terrorisiert haben. Sie zeigt aber auch die Ohnmacht der Behörden im Umgang mit militantem Hass, der sich über das Internet seinen Weg in die Leben und Köpfe der Gejagten bahnt, und hier vor allem Frauen.

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