Ein Liebeslied auf unser Bastard-Ich

Gegen den Absolutismus des Reinen: Das Werk des postkolonialen Schriftstellers Salman Rushdie im Licht des Attentats

ANALYSE: SIGRID LÖFFLER
Feuilleton, FALTER 33/22 vom 17.08.2022

Der iranische Gottesstaat rief zum Mord an Salman Rushdie auf, die Massen gingen für den „Heiligen Koran“ auf die Straße (Foto: Norbert Schiller/AFP)

Anfangs hatte sich Salman Rushdie völlig verschätzt. Als im September 1988 sein Roman "Die satanischen Verse" herauskam, rechnete er mit ein bisschen Ärger wegen der vielen Islam-Anspielungen. "Ich dachte, ein paar Mullahs würden beleidigt reagieren und mich beschimpfen, und dagegen würde ich mich dann öffentlich verteidigen", erzählte er später.

Was für ein Irrtum. Salman Rushdie konnte sich einfach nicht vorstellen, welchen Feuersturm mörderischer Wut sein Roman auslösen würde: Zeter und Mordio in der islamischen Welt, gipfelnd in der Fatwa vom Februar 1989, dem Aufruf des iranischen Religionsführer Ajatollah Khomeini an alle Muslime weltweit, Rushdie wegen Gotteslästerung zu töten, wofür ein Kopfgeld in Millionenhöhe ausgesetzt wurde.

Rushdie musste untertauchen und lebte fast zehn Jahre lang unter Polizeischutz und falschem Namen in wechselnden Verstecken in England und Wales, quasi in Einzelhaft, wie man in "Joseph Anton", der autobiografischen Geschichte seiner Untergrundjahre,

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