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Von StudiVZ bis BeReal – seit 20 Jahren gibt es im Internet soziale Medien. Um zu überleben, ahmt jeder jeden nach. Nun wollen alle wie TikTok sein. Kann das gutgehen?

Illustration: Oliver Hofmann
Jetzt also BeReal. Wenn die tägliche Benachrichtigung am Bildschirm des Smartphones aufploppt, ist es so weit: Die App gibt Userinnen und Usern ein zweiminütiges Zeitfenster, um zwei Fotos aufzunehmen – das, was man gerade sieht, und ein Selfie. Der Zeitpunkt, zu dem die Benachrichtigung kommt, ist stets ein anderer. Lädt man zu spät hoch, gibt es eine Rüge. Erst wenn die Fotos hochgeladen sind, wird sichtbar, was die anderen gepostet haben. Bis zur nächsten Runde verschwinden die Fotoeinträge wieder.
„BeReal“ heißt auf Deutsch „sei echt“, und dieser Anspruch zieht. Seit 2020 ist die vom französischen Programmierer Alexis Barreyat entwickelte App verfügbar, in den vergangenen Monaten hob sie ab. Insgesamt wurde die App 28 Millionen Mal heruntergeladen, der Großteil im letzten halben Jahr.
Vielleicht ist BeReal ein weiterer schnell verglühender Stern im gigantischen Social-Media-Universum. Ein kurzlebiger Hype, der entsteht, weil die App ein unbefriedigtes Bedürfnis der vielen erfüllt? In unsicheren Zeiten schafft BeReal mit einem kurzen täglichen Ritual nicht nur Verlässlichkeit, sondern auch Verbundenheit, indem man die Aufgabe zeitgleich macht und die Ergebnisse teilt. Man muss schnell sein, und das jeden Tag zu einem anderen Zeitpunkt. Ein Nervenkitzel, der Kreativität verlangt. Und all das verschwindet wieder.