Kapital und Ideologie

Bücher, kurz besprochen

Markus Marterbauer
Medien, FALTER 34/2022 vom 24.08.2022

Piketty geht in seiner Analyse den Rechtfertigungen von Ungleichheit nach. Mit "Ideologie" beschreibt er Ideen, Diskurse, Normen-, Institutionensysteme und Machtverhältnisse. Vermögensverteilung und Ungleichheit sind das Ergebnis der herrschenden Ideologie. Er analysiert die europäischen Feudalgesellschaften, Kolonialreiche, Ölmonarchien am Persischen Golf und hyperkapitalistische Gesellschaften von heute, ohne dabei in Defätismus zu verfallen. Denn auch die globale, neoliberale Ungleichheit ist instabil. Die Konzentration von Vermögen und Einkommen ist außer Kontrolle geraten. Die politische "Heiligsprechung von Eigentum, Stabilität und Ungleichheit" und deren Rechtfertigung durch "Leistung" stehen im Gegensatz zu den täglichen Erfahrungen der Menschen. Ein Gegenmodell muss auf gleichberechtigten Zugang zu Gesundheit, Bildung, sozialer Sicherheit und demokratischer Beteiligung sowie eine Beschränkung des Privateigentums durch Steuern, öffentliches Eigentum und eine "Grunderbschaft" für alle setzen.


Thomas Piketty: Kapital und Ideologie. C. H. Beck, 1312 S., € 39,95

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