Es gibt noch Karten
Statistiken belegen eine Krise der Kultur. Lassen sich schlecht besuchte Kabarettprogramme und Konzerte nur durch Corona und die Wirtschaftskrise begründen? Oder stecken tiefere Gründe dahinter? Einige Erklärungen

V.l.n.r.: Sigrid Horn, Gerald Knell, Julia Sobieszek, Dominic Feichtinger, Gebrüder Moped, Lavinia Nowak (Fotos: Heribert Corn, Thomas Gobauer, Jan Frankl, Dominic Feichtinger, Gebrüder Moped, Marcel Urlaub/Volkstheater Wien)
Dieses Stück läuft derzeit auf vielen österreichischen Bühnen: „Halbvoll ist das neue ausverkauft.“ Das Drama spielt sich vor allem auf kleinen, frei finanzierten Bühnen ab: „Sogar bekannte Namen müssen um jede Karte kämpfen“, sagt Mena Scheuba, Künstler-Agentin und Festivalkuratorin. „Ein Veranstalter ist froh, wenn er 50 Prozent Auslastung erreicht.“
Die Kultur sieht schwarz. Zuerst verursachte Corona einen Blackout, dann brachen explodierende Energiepreise über die Veranstalter herein. Einiges deutet darauf hin, dass die Krise länger anhalten könnte. Während manche Betriebe in der soeben gestarteten Saison eine Entspannung erwarten, bemerken andere eine Entfremdung zwischen Kunst und Publikum, die sich nicht nur auf Teuerung oder Covid-19 zurückführen lässt.
Nach dem Ende der Pandemie sollten die Menschen wieder schauen und hören, tanzen und lachen, aber die Nachfrage erreicht nicht mehr die alte Intensität. Manche stellen einen mit der katholischen Kirche vergleichbaren Trend fest – ihr kommen zusehends die Mitglieder abhanden. Ist unser Glaube an die Kultur verloren gegangen? Ohne Anspruch auf Vollständigkeit haben wir einige Erklärungen für den kritischen Zustand zusammengestellt.