Dominik Wlazny sieht anders aus als sonst. Kein Ring in der Nase, dafür hat er sich eine Krawatte um den Hals gebunden und sich das weiße Hemd in die Anzughose gesteckt. Er schreitet schnell vorbei am Journalisten-Pulk. „Wär’ ich ein Politiker, würd’ sich hier vieles ändern. Ich wär’ sofort der Präsident in allen Bundesländern“, singt Wlazny. Es ist alles nur Show, der Videoclip zu seinem Spaßlied „Die Bierpartei“. Wlaznys Punkband Turbobier lädt es 2014 auf Youtube hoch. Im Video verlässt Wlazny nach einem Exzess torkelnd das Büro. Es sind die ersten Schritte in seine politische Karriere.
Acht Jahre später stellt sich Wlazny auf die Bühne und sieht auf dem großen Bildschirm bunte Balken hochgehen. Es ist Sonntag, kurz nach 17 Uhr, die erste Hochrechnung für die Bundespräsidentschaftswahl. „Dominik! Dominik!“ skandieren seine Fans bei der Wahlparty im Schutzhaus Zukunft auf der Schmelz. „Acht Prozent ohne Kronen Zeitung“, schreit Wlazny und schlägt triumphierend in die Luft. Dann springt er von der Bühne und schreitet zum Journalisten-Pulk. „Ich bin total zufrieden. Das ist mega.“
Wlazny ist zwar nicht „Präsident in allen Bundesländern“ geworden, wie er sich damals im Song vorgestellt hat. Aber er kommt auf Platz drei. Er hat Tassilo Wallentin überholt, den die Kronen Zeitung und der Milliardär Frank Stronach unterstützten. Er liegt vor Gerald Grosz, der regelmäßig auf dem Privatsender Oe24 zu sehen ist. Weit abgeschlagen hinter ihm Michael Brunner, der Chef der Partei MFG, dem während der Pandemie einige Überraschungserfolge bei Wahlen gelangen.