Freiheitssinnig und autoritär zugleich
Zwei deutsche Soziologen haben erstmals die Motive der Querdenker umfassend untersucht. Ein wichtiger Befund
Am Sonntagnachmittag leuchteten rund 100 neongrüne Westen zwischen den markanten roten Stangen am Christian-Broda-Platz im sechsten Bezirk auf. In jeder steckte ein wütender Mjam-Lieferant. An diesem Tag waren aber nur die freien Dienstnehmer hier versammelt, sie machen rund 90 Prozent der "Rider", wie die Fahrer heißen, aus. Bereits zum zweiten Mal streikten sie für bessere Arbeitsbedingungen.
Die Freien fordern unter anderem mehr Lohn. Vier Euro verdienen Mjam-Fahrer derzeit pro Lieferung, in den vergangenen dreieinhalb Jahren ist dieser Betrag gleich geblieben. Trotz Teuerungen, trotz Inflation.
Vielmehr geht es den Fahrern aber um Respekt. Dispatcher, die Aufträge verteilen, und Restaurants verhielten sich rassistisch gegenüber syrischen und afghanischen Fahrern. Bei Fragen gibt es keine Ansprechperson, die schnell Probleme lösen oder Entscheidungen treffen kann. Freie können sich nicht wehren, keinen Betriebsrat gründen, so Adele Siedler, Betriebsrätin bei Mjam.
Die Reaktion von Mjam? Lohnerhöhung pro Lieferung um einen Euro. Aber nur für die nächsten drei Sonntage.