NACHSPIEL

Die Kulturkritik der Woche

Was kommt als Nächstes? Eine Hitliste möglicher Attentatsziele in den österreichischen Museen

Matthias Dusini
Feuilleton, FALTER 44/22 vom 02.11.2022

Bilder von Vincent van Gogh und Claude Monet waren schon dran. Öko-Aktive in England und Deutschland attackierten berühmte Gemälde, um auf den Klimanotstand aufmerksam zu machen. Welche Ikonen kämen in österreichischen Museen in Frage?

Platz eins in der Hitliste gehört Gustav Klimts "Der Kuss". Der Belvedere-Schatz ist eines der beliebtesten Kunstwerke überhaupt. Dann folgt die "Venus von Willendorf", eine 30.000 Jahre alte Statuette im Naturhistorischen Museum, die an eine Zeit erinnert, als der Mensch noch im Einklang mit der Natur lebte. Dann wird es schwierig, denn in Wien hängen kaum Monets oder Picassos von Qualität.

Am ehesten kommt Benvenuto Cellinis "Saliera" im Kunsthistorischen in Frage, ein Meisterwerk der Renaissance. Alle drei Ziele haben den Vorteil, dass sie durch Vitrinen geschützt sind -und "eh nichts passiert", wie die Umweltbewegten zu ihrer Verteidigung gerne einwerfen.

In den kommerzialisierten Bundesmuseen dürften sie damit sogar auf Verständnis stoßen. Denn nichts verschafft den Musentempeln mehr Aufmerksamkeit als ein Diebstahl oder ein Ikonoklasmus (Bildersturm). Leonardos "Mona Lisa" war ein unbekanntes Porträt, ehe es 1913 aus dem Louvre gestohlen wurde und so in die Schlagzeilen kam.

Was machen die Kulturmanager nicht alles, damit ihre Marken viral gehen! Schiele-Akte landeten auf Pornoplattformen, das Belvedere verulkte Klimt-Fans mit teuren NFTs, die sich als wertlos erwiesen. Die medial cleveren Attentate sind weniger ein PR-Coup für Umweltanliegen als vielmehr unbezahlte Werbung für Museen. Ein Vorschlag: eine Schachtel Mon Chéri für den "Kuss"!

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