„Danke für alles“
Die Chefredakteure Rainer Nowak (Presse) und Matthias Schrom (ORF) sind ihre Ämter los. Von der Beziehungspflege zur Beißhemmung, von der Verhaberung zur Korruption: Woran krankt der Politik-Journalismus?
Illustration: PM Hoffmann
Montag, 9.59 Uhr. Mit einem dürren Statement von gerade einmal drei Sätzen Länge gibt die Tageszeitung Die Presse bekannt, dass ihr Herausgeber und Chefredakteur Rainer Nowak seine Funktionen ruhend stellt. Montag, 11.17 Uhr. Mit einem fast so dürren Statement von gerade einmal acht Sätzen Länge gibt ORF-Generaldirektor Roland Weißmann bekannt, dass der Chefredakteur der ORF-Fernsehnachrichten Matthias Schrom „ab sofort“ seinen Urlaub antritt.
Rainer Nowak und Matthias Schrom zählen zu den mächtigsten Chefredakteuren des Landes. Nun sind sie selbst Gegenstand der Berichterstattung. Beiden Männern wird vorgeworfen, dass sie für Spitzenjobs beziehungsweise die Aussicht darauf bereit waren, ihre journalistische Integrität aufzugeben. Zumindest ist das der Eindruck, der aus zahlreichen Chat-Nachrichten entsteht, die von der Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft ausgewertet wurden.
Es waren nicht die Journalisten, die die Aufmerksamkeit der Ermittler erregt hatten, sondern ihre Gesprächspartner. Presse-Chefredakteur Rainer Nowak pflegte über Jahre hinweg einen vertrauten Umgang mit dem ehemaligen Generalsekretär im Finanzministerium Thomas Schmid. ORF-Chefredakteur Matthias Schrom tauschte sich intensiv mit dem damaligen FPÖ-Parteichef und Vizekanzler Heinz-Christian Strache aus.