„Darf ich ein wenig Emotion zeigen?“
Christoph Chorherr sagt vor Gericht wortgewaltig aus. Und bleibt dabei: Er habe nicht im Gegenzug für Spenden bei Widmungen interveniert. Werden die Schöffen ihm glauben?
Eigentlich ist das hier ein Gerichtssaal, und nicht irgendeiner, sondern der Große Schwurgerichtssaal des Landesgerichts Wien. Denkmalschutz, antikisierte Büsten, dorische Pilaster. An diesem Montag aber ist er auch eine Bühne für einen prominenten Angeklagten: Er heißt Christoph Chorherr. Ex-Politiker, ehemaliger grüner Planungssprecher. Jetzt Ökobäcker. Angeklagt der Bestechlichkeit und des Amtsmissbrauchs. Er soll sich als Amtsträger, so sagt es die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft, gegen Spenden bei Immobilienmagnaten gefällig gezeigt haben. Und zwar in der Zeit, in der die Grünen in der Wiener Stadtregierung saßen.
Montag, 14. November 2022, Vormittag. Zweiter Verhandlungstag. Auf der Anklagebank sitzen neben Chorherr nicht weniger als neun weitere Männer, und sie tragen die Namen der wichtigsten Immobilienentwickler der Stadt: Erwin Soravia, Günter Kerbler. René Benko links außen. Auf der rechten Seite sitzt der Investmentbanker Willi Hemetsberger. Neben