Böse Milch

Die Tirol Werbung lässt eine Percht Hafermilch trinken. Die Tiroler Bauern zucken aus. Hinter der vermeintlichen Posse steckt etwas viel Größeres: ein Kulturkampf um die Zukunft eines Grundnahrungsmittels – und dessen Produzenten

Eva Konzett, Gerlinde Pölsler, Katharina Kropshofer, Nina Brnada
NATUR, FALTER 49/22 vom 06.12.2022

Dass ein zotteliges Ungeheuer seinen Kaffee mit Hafer- statt Kuhmilch bestellte, erzürnte die Tiroler Bauernschaft. Der „Skandal“ steht für einen Kulturkampf (Screenshot: Tirol Werbung)

Am vergangenen Dienstag war es wieder einmal so weit. Josef Weber musste einschreiten. Bauern aus der Umgebung hatten den Funktionär der Landwirtschaftskammer Niederösterreich auf eine weitere „Lüge“ aufmerksam gemacht. Josef Weber, langjähriger „Milchwirtschaftsberater“ in der Kammer, hat für solche Fälle alles parat. Das Wichtigste ist eine vorformulierte Briefschablone. Darin stehen Sätze wie „Sie werden sicherlich zustimmen, dass das Naturprodukt Milch und die daraus veredelten Milchprodukte nicht ersetzt werden können“. In die gestrichelten Lücken muss Weber nur noch den Adressaten einfügen.

Bis zu acht Mal pro Woche macht er das, „gegen Täuschung und Irreführung“. Er führt einen Kampf für die Milch und gegen das Imitat aus Hafer oder Soja. Am 29. November 2022 tippte er die offizielle Adresse der Tirol Werbung ein.

Denn an diesem Vormittag hat die Marketingagentur im fernen Innsbruck einen Werbespot veröffentlicht. Eine Percht, das traditionelle zottelige Alpenungeheuer heidnischen Ursprungs, trinkt darin nonchalant einen „Latte macchiato mit Hafermilch“. Es war nicht die italienische Bezeichnung des Getränks, die Weber störte. Sondern Letzteres: „Hafermilch.“ „Mit den Vokabeln der Milchwirtschaft wird das gute Image der Milch ausgenutzt“, findet er.

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