NACHSPIEL

Die Kulturkritik der Woche

Der Wiener Dialekt-Songwriter Voodoo Jürgens startete seine Tournee in der Kärntner Provinz

Gerhard Stöger
Feuilleton, FALTER 49/22 vom 07.12.2022

Die große Plakatwand gleich bei der Ortseinfahrt ziert Nik P.: Der Schlagerstar spielt am 1. Dezember im Stadtsaal Feldkirchen. Nach der Ankündigung für Voodoo Jürgens muss man schon genauer suchen: Der Wiener Dialekt-Songwriter kommt tags darauf in die Mittelkärntner Kleinstadt und tritt im kleiner dimensionierten Amthof auf, einem historischen Gebäude, das die lokale Musikschule beherbergt und seiner Architektur wegen für verstärkte Konzerte eigentlich ungeeignet ist. "Das ist ja größer als gedacht", wundert sich der Tschocherl-Poet, als er zum Soundcheck eintrifft. Dabei fasst der Raum keine 300 Personen.

Sein neues Album "Wie die Nocht noch jung wor" kam am Konzerttag heraus; einige Auftritte in der Provinz wollten der Sänger und seine Band Ansa Panier nutzen, um das neue Programm in den Griff zu bekommen. Die Vorzeichen sind schlecht: Auf der Eintrittskarte wurde der Voodoo zum "Vodoo"; sein Schlagzeuger - musikalischer Leiter der Band - liegt mit einem Virus im Bett, dem Ersatz blieben gerade einmal 24 Stunden, um das Programm einzustudieren. Und dann hatte der Veranstalter versehentlich auch noch einen veralteten "Rider" erhalten - die technischen Hinweise für den Bühnenaufbau stimmten mit den aktuellen Gegebenheiten also nicht überein.

Beim Konzert war von alldem nichts zu bemerken: So mutig wie konsequent ging es mit zehn neuen Liedern los, das Publikum im gut gefüllten Amthof Feldkirchen reagierte auch vor

den Hits schon angetan bis begeistert. Angereist war es offenbar aus ganz Kärnten: "Der is sicha ka Földkirchna", kommentierte ein Einheimischer den Typen im Publikum, der ein T-Shirt der Industrial-Rocker Nine Inch Nails trägt. "I bin do lei da Anzige, dea sowos huacht."

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