Brisant
Wichtel
Der Kirchenvater Hieronymus auf der Kanzel von St. Stephan, dahinter gotisches Gemäuer. Weil die Kirche einst eine Filiale des Passauer Bischofs war, hieß sie nach dem Passauer Patron Stephan (Foto: Christopher Mavrič)
Um 5.15 Uhr ist es sein Stephansdom. Vor Sonnenaufgang sind die 20 Altäre noch unberührt, die 2000 Opferkerzen vom Vortag erloschen und jeder schmutzige Schuhabdruck getrocknet. Nichts ist zu hören, außer seiner kleinen Schritte.
Piotr Tyrybon stammt aus demselben kleinpolnischen Landstrich wie Johannes Paul II. und ist seit fast 30 Jahren Mesner in der Wiener Domkirche St. Stephan. Er mag den Aufsperrdienst, in aller Früh wird der bestbesuchte Bau des Landes zu seinem mythischen, kleinen Geheimnis.
Tyrybon kniet für einen Moment in der Eligiuskappel und lässt über eine Smartphoneapp die Lampen im Dom erstrahlen. Er geht in die Sakristei, wo gefaltete Messgewänder und geöffnete Gebetsbücher schon auf Barockschränken liegen. Er füllt den Messwein in den Kelch, Weißburgunder vom Cobenzl, und trinkt seinen Kaffee schwarz.