Funk aus
Bei Ö1 arbeiten viele Mitarbeiter jahrelang als Freie. Die Chance auf eine Festanstellung ist praktisch null. Eine Journalistin hat ihren Job vor kurzem hingeschmissen – und öffentlich auf die prekären Arbeitsbedingungen bei Ö1 aufmerksam gemacht

Nach vier Jahren als Freie bei Ö1 hat Jana Wiese keine Lust mehr auf „Tagelöhnerei“ (Foto: Heribert Corn)
Ich will dort nicht länger arbeiten“, schreibt Jana Wiese, und das „dort“, das sie meint, ist Ö1, das Aushängeschild des ORF und ein Leuchtturm des Qualitätsjournalismus. Was die 27-Jährige schreibt, passt allerdings weniger zum Qualitätsjournalismus. Die Journalistin beendet ihre Arbeit „einzig und allein wegen der prekären Bedingungen und der allgemeinen Perspektivlosigkeit“.
Ihr Tweet geht viral. Wiese spricht ein Problem an, das im ORF schon lange Tradition hat. Viele Mitarbeiter arbeiten jahrelang als Freie, vor allem bei Ö1. Dazu stellt sie der ORF wöchentlich für einige Stunden an. Für eine 25-minütige Sendung sind es 32 Stunden. Das Problem: Die freie Mitarbeit ist eine Art Scheinanstellung, für die Freien viel bürokratischer Aufwand und mittlerweile ein Dauerzustand. Denn Hoffnung auf eine Festanstellung gibt es nicht.
Eine prall gefüllte Mappe voller einzelner ORF-Verträge habe sie mittlerweile, erzählt Wiese. In vier Jahren Ö1-Arbeit seien über 100 Stück davon zusammengekommen. Etwas ironisch fügt sie hinzu: „Wer beim ORF als Freie arbeitet, wird zum Spezialisten in Sozialversicherungsfragen und Arbeitsrecht.“ Denn um durchgehend sozialversichert zu sein, muss alle zwei Wochen ein Beitrag gestaltet werden und damit ein neuer Vertrag die Mappe füllen, so Wiese. Ihre Arbeit fühle sich an wie „glorifizierte Tagelöhnerei“.