Vom Sterben im Schweben
Dževad Karahasan legt einen großen Roman über Krieg und falsch verstandene Freiheit vor
Regisseurin Marie Kreutzer sieht ihr Werk durch den Fall Teichtmeister beschädigt. Aus der Branche bekommt sie Unterstützung, zuletzt in Form eines offenen Briefs (Foto: Christopher Mavrič)
Die Regisseurin Marie Kreutzer stand am Höhepunkt ihrer Karriere. Kritiker aus aller Welt feierten ihren Spielfilm „Corsage“ rund um Kaiserin Elisabeth. Nun überschattet ein Kriminalfall den Erfolg: Kaiser-Darsteller Florian Teichtmeister gestand, Abbildungen von Kindesmissbrauch gehortet zu haben. Im Gespräch mit dem Falter erzählt die Regisseurin, welche Details ihr bekannt waren, wie die Kultur mit übergriffigen Schauspielern umgeht – und ob man Werk und Künstler trennen kann.
Falter: Frau Kreutzer, der Sexualstraftäter Florian Teichtmeister spielt die Rolle des Kaisers Franz Joseph in Ihrem Spielfilm „Corsage“. Wie und wann haben Sie über die Ermittlungen rund um ihn erfahren?
Marie Kreutzer: Wir hatten unsere Dreharbeiten Anfang Juli 2021 abgeschlossen, also noch bevor Teichtmeisters Straftat bei der Polizei angezeigt und von ihm eingestanden wurde. Im Herbst war ich im Schneideraum. Ein Bekannter hat mich in dieser Zeit auf den anonymisierten Zeitungsartikel hingewiesen, der im September erschienen war, mit dem Hinweis, dass es sich dabei um Teichtmeister handeln dürfte. Ich habe Teichtmeister daraufhin per Mail gefragt, wie es um die Sache steht. Er hat sehr schnell dementiert – sehr glaubhaft für mich.